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Instabilitäten Schultergelenkes / Schultergürtels
 
 
Die Instabilität des Schultereckgelenkes: AC-Gelenk

Das AC-Gelenk bedeutet "Acromio-clavicular-Gelenk", das Gelenk zwischen dem Schulterdach des Schulterblattes und dem Schlüsselbein. Dieses Gelenk ist sehr wichtig. An diesem Gelenk ist die Schulter aufgehängt. Durch Zerreissen der stabilisierenden Bänder dieses Gelenkes kommt es zu einem Stabilitätsverlust des Schultergürtels, nicht aber zu einer Bewegungseinschränkung. Bei vollständigem Reissen der Bänder ist die korrekte Aufhängung der Schulter beeinträchtigt. Das gesamte Schultergelenk sinkt tiefer und das Schlüsselbein steigt entsprechend dem Muskelzug höher. Bei Bewegungen um und oberhalb der Horizontale bewegen sich Schulterblatt und Schlüsselbein nicht mehr synchron, sondern dissoziiert. Das Schulterblatt bleibt unten, obwohl es beim Heben des Armes nach oben gekippt werden sollte, um dem Schulterkopf und der Rotatorenmanschette Platz zu öffnen. Die unten beigefügten Zeichnungen zeigen die verschiedenen Stufen und Schweregrade der Verletzung, "der Bänderrisse" und die operative Rekonstruktion.

Diese Verletzungen können auch ohne Operation zu einer schmerzfreien Beweglichkeit im Schultergürtel führen. Die Fehlstellung bleibt jedoch bestehen und mit der Zeit kann es in der Folge durch das entstandene Engpass-Syndrom unter dem Schulterdach zu einer Aufscheuerung der Rotatorenmanschette kommen.

Bei vollständiger Zerreissung der Bänder mit vollständiger Instabilität gilt hier die Regel, dass bei jungen Leuten, vor allem sportlich ambitionierten, oder bei körperlich anstrengend arbeitenden Personen die Gelenkverletzung rekonstruiert werden sollte.

Die Rekonstruktion sollte jedoch immer zu einem tadellosen Ergebnis führen, ansonsten die nicht-operative Behandlung vorgezogen werden müsste. Nicht nur die richtige Operationstechnik, sondern auch die Erfahrung und das Können des Operateurs und die konsequente postoperative Nachbehandlung sind für ein gutes Resultat entscheidend.

Die verschiedenen Stadien der AC-Luxation

Tossy I- III
Rockwood IV - VI

Operative Behandlung
Es existieren verschiedenste Vorschläge zur Reparation des verletzten AC-Gelenks. Heute sind sich die meisten Schulterspezialisten einig, dass die unvollständigen Luxationen, also die Verletzungen nach Tossy I und II, nicht primär operativ versorgt werden sollten. In einem späteren Zeitpunkt kann es dann wohl noch zu einer Operation kommen, dann aber eher zur Behandlung der sich in Folge der Verrenkung ausgebildeten AC-Arthrose, als zur Behandlung der AC-Instabilität. Die vollständigen Verrenkungen mit vollständiger Zerreissung des Aufhängeapparates (Tossy-III-Verletzungen, d.h. Rockwood IV - VI) sollten rekonstruiert werden, sofern dem Patienten eine gute Rekonstruktionstechnik und ein gutes Resultat offeriert werden kann. Wie Sie aus meiner Formulierung entnehmen können, ist bei dieser Verletzung keine einhellige Meinung der Spezialisten gegeben. Natürlich empfindet keiner die vollständige und oft störende Fehlstellung im AC-Gelenk gut oder gar ideal. Es wäre auch für jeden Operateur das natürliche Bestreben, die Integrität des Gelenkes wiederherzustellen. Aber ehrlicherweise muss festgehalten werden, dass die ideale Rekonstruktion nur selten möglich ist.

Zwischen Schlüsselbeinende und Schulterdach ist nämlich ein kräftiger Meniskus zwischengeschaltet und dieser wird bei den meisten AC-Luxationen verletzt, zerrissen. Eine volle Integrität des Gelenkes kann somit nur dann wiederhergestellt werden, wenn der Meniskus unverletzt bleibt. Wurde er jedoch gerissen, muss er operativ entfernt werden und bei noch so guter Wiederherstellung der Gelenkkongruenz und der Bänder entsteht im weiteren Verlauf eine AC-Gelenksarthrose. Diese Abnützung des Gelenkes durch Aufreiben der Gelenkflächen führt mit der Zeit zu einer schmerzhaften Arthrose, was wiederum das Resultat der AC-Gelenks-Rekonstruktion sehr relativiert.

Aus diesen Überlegungen hat sich bei mir folgende Vorgehensweise bewährt. Bei vollständigen AC-Luxationen ist die Rekonstruktion mit Erhaltung des unverletzten Meniskus anzustreben. Ist dies wegen des gerissenen Meniskus nicht möglich, rekonstruiere ich die Aufhängung der Schulter unter Transfer eines benachbarten, unverletzten starken Bandes, indem ich den verletzten Meniskus entferne und das AC-Gelenk erweitere, damit sich später die beiden Gelenkflächen nicht mehr reiben können.

In den unten aufgeführten Zeichnungen ist diese Methode nach Weaver-Dunn (Erstbeschreiber dieser Technik) modifiziert wiedergegeben. Dabei verwende ich zur Sicherung der Rekonstruktion eine zusätzliche Stabilisation zwischen Schlüsselbein(Clavicula) und Rabenschnabelfortsatz (Coracoid) mit einem Fibrewire (starker, reissfester Faden), welcher mit einem Anker im Coracoid befestigt ist und über einem schützenden Titanband um die Clavicula geführt wird. Die Resultate sind mit ganz wenigen Ausnahmen sehr gut und die Patienten erreichen in der Regel wieder die volle Zufriedenheit und Sportfähigkeit.

Postoperative Nachbehandlung
Die Nachbehandlung folgt im grossen Ganzen dem Schema der Nachbehandlung der Schulterinstabilität. Beginn der physiotherapeutischen Behandlung ebenfalls frühestens nach 6 Wochen postoperativ. Solange braucht das transferierte Band zur Einheilung. In den ersten zwei Monaten nach der Operation darf der Patient keine Lasten tragen. Erst nach durchgeführter radiologischer Kontrolle und gesicherter Einheilung des Bandes, d.h. des transferierten Knochenblocks, darf mit der Belastung des Armes begonnen werden.