Operative Behandlung
Es existieren verschiedenste Vorschläge zur Reparation des
verletzten AC-Gelenks. Heute sind sich die meisten Schulterspezialisten
einig, dass die unvollständigen Luxationen, also die Verletzungen
nach Tossy I und II, nicht primär operativ versorgt werden
sollten. In einem späteren Zeitpunkt kann es dann wohl noch
zu einer Operation kommen, dann aber eher zur Behandlung der
sich in Folge der Verrenkung ausgebildeten AC-Arthrose, als
zur Behandlung der AC-Instabilität. Die vollständigen Verrenkungen
mit vollständiger Zerreissung des Aufhängeapparates (Tossy-III-Verletzungen,
d.h. Rockwood IV - VI) sollten rekonstruiert werden, sofern
dem Patienten eine gute Rekonstruktionstechnik und ein gutes
Resultat offeriert werden kann. Wie Sie aus meiner Formulierung
entnehmen können, ist bei dieser Verletzung keine einhellige
Meinung der Spezialisten gegeben. Natürlich empfindet keiner
die vollständige und oft störende Fehlstellung im AC-Gelenk
gut oder gar ideal. Es wäre auch für jeden Operateur das natürliche
Bestreben, die Integrität des Gelenkes wiederherzustellen.
Aber ehrlicherweise muss festgehalten werden, dass die ideale
Rekonstruktion nur selten möglich ist.
Zwischen Schlüsselbeinende und Schulterdach ist nämlich ein
kräftiger Meniskus zwischengeschaltet und dieser wird bei
den meisten AC-Luxationen verletzt, zerrissen. Eine volle
Integrität des Gelenkes kann somit nur dann wiederhergestellt
werden, wenn der Meniskus unverletzt bleibt. Wurde er jedoch
gerissen, muss er operativ entfernt werden und bei noch so
guter Wiederherstellung der Gelenkkongruenz und der Bänder
entsteht im weiteren Verlauf eine AC-Gelenksarthrose. Diese
Abnützung des Gelenkes durch Aufreiben der Gelenkflächen führt
mit der Zeit zu einer schmerzhaften Arthrose, was wiederum
das Resultat der AC-Gelenks-Rekonstruktion sehr relativiert.
Aus diesen Überlegungen hat sich bei mir folgende Vorgehensweise
bewährt. Bei vollständigen AC-Luxationen ist die Rekonstruktion
mit Erhaltung des unverletzten Meniskus anzustreben. Ist dies
wegen des gerissenen Meniskus nicht möglich, rekonstruiere
ich die Aufhängung der Schulter unter Transfer eines benachbarten,
unverletzten starken Bandes, indem ich den verletzten Meniskus
entferne und das AC-Gelenk erweitere, damit sich später die
beiden Gelenkflächen nicht mehr reiben können.
In den unten aufgeführten Zeichnungen ist diese Methode
nach Weaver-Dunn (Erstbeschreiber dieser Technik) modifiziert
wiedergegeben. Dabei verwende ich zur Sicherung der Rekonstruktion
eine zusätzliche Stabilisation zwischen Schlüsselbein(Clavicula)
und Rabenschnabelfortsatz (Coracoid) mit einem Fibrewire (starker,
reissfester Faden), welcher mit einem Anker im Coracoid befestigt
ist und über einem schützenden Titanband um die Clavicula
geführt wird. Die Resultate sind mit ganz wenigen Ausnahmen
sehr gut und die Patienten erreichen in der Regel wieder die
volle Zufriedenheit und Sportfähigkeit.
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